Landrat für „waid- und tierschutzgerechten Umgang mit unserem Wild“
Siegfried Walch lobt Jäger bei Hegeschau in Waging für „gelebten Umweltschutz in der Region“ Waging am See.
In der seit Jahren hitzig geführten Diskussion um Wald und Wild hat Landrat Siegfried Walch den Jägern den Rücken gestärkt. Bei der Hegeschau im Strandkurhaus Waging würdigte er das große Engagement der Jäger. Sie „praktizieren gelebten Umweltschutz in der Region“ – und das schon lange, „bevor andere mit diesem Begriff etwas anfangen konnten“. Die heimischen Jäger, so der Landrat, „stehen für einen waid- und tierschutzgerechten Umgang mit unserem Wild.“ Jäger würden die Natur und ihre Veränderungen besser wahrnehmen als viele andere Menschen. Dass die Jäger ihre „Hausaufgaben gemacht“ und die vorgegebenen Abschusszahlen weitgehend erfüllt haben, ging aus den Berichten der Behördenvertreter hervor. Den Preis, den man dafür bezahlt hat, konnten alle Besucher an den Stellwänden im Saal sehen, an denen die Jagdtrophäen des letzten Jahres ausgestellt waren. „Es ist eine Schande, was alles geschossen werden musste, um die amtlich vorgegebenen Abschusszahlen zu erfüllen“ – mit diesen Worten fasste ein Jäger seine Verärgerung darüber zusammen, dass nur noch ein verschwindend geringer Bruchteil des Rehböcke zum Beispiel ein Alter erreichen darf, in dem ihr Gehörn voll ausgebildet ist. Bei Gams und Hirsch sei das nicht anders. Jäger haben ihre Hausaufgaben gemacht Wagings Bürgermeister Matthias Baderhuber merkte kritisch an, die ewige Diskussion um Wald vor Wild sei nicht zielführend – eines bedinge das andere.
Die Jäger jedenfalls würden einen nachhaltigen Beitrag zum Umweltschutz leisten. Das bestätigten auch die Zahlen, welche Forstdirektor Hans Heinrich Lechler vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten vorlegte. Das forstliche Gutachten 2018 habe das erfreuliche Ergebnis gebracht, dass in keinem einzigen Revier im Landkreis Traunstein mehr die Belastung durch Wildverbiss „deutlich zu hoch“ sei. Nur noch in drei Revieren werde sie als zu hoch eingestuft, in zehn sei sie tragbar. „Es gibt Gutes zu berichten“, freute sich Lechler. Das gelte auch für den Umbau des Waldes. Seit 1991 sei der Anteil der Tanne in den Wäldern im Landkreis von 3,4 auf 15,3 Prozent gestiegen; der Verbiss der Leittriebe an den Tannen habe sich seither von 30 auf 15 Prozent verringert. Trotz dieser erfreulichen Zahlen wünschte sich der Forstdirektor, dass die Jäger in ihrem Engagement nicht nachlassen. Der Leiter des Veterinäramtes Traunstein, Dr. Jürgen Schmid, gab einen kurzen Bericht über die von seiner Behörde zu beobachtenden Tierseuchen und -krankheiten. Gegenüber dem Vorjahr haben sich demnach keine gravierenden Veränderungen ergeben. Ausführlich informierte der neue Jagdberater für Hochwild, Martin Stief, über seinen Aufgabenbereich.
„Die Altersstruktur der Trophäenträger lässt zu wünschen übrig“, merkte er kritisch an. Es habe im Vergleich zum vorigen Jagdjahr wesentlich weniger Medaillen gegeben; 35 Böcke weniger als im vergangenen Jahr seien prämiert worden. 460 Tonnen Wildfutter im Staatsforst Der extreme Winter sei auch eine Herausforderung für die Jäger gewesen. Sie seien laut Gesetz verpflichtet, das Wild in Notzeiten zu füttern. Das sei meist ab Februar der Fall, denn die Tiere ihre Fettreserven weitgehend aufgebraucht haben. Im Gebirge werden die Tiere an die Fütterungen gelockt, bevor ihnen der Schnee den Weg dorthin unmöglich macht. So seien allein im Forstbetrieb Ruhpolding weit mehr als 400 Stück Rotwild an den Fütterungen gezählt worden. Fast 460 Tonnen Wildfutter wurden benötigt. Der hohe Schnee hat vor allem den Gemsen zugesetzt. Viele Jungtiere seien nicht durchgekommen. „Das ist die natürliche Auslese“, sagte Stief. Ähnlich sei es beim Rehwild; Steinadler und Fuchs haben viele Kitze gerissen. Das sei natürlich. Was viel größere Sorgen bereite, sei die Beunruhigung im Wald durch Hundehalter, die ihre Tiere frei laufen lassen durch Schneeschuhgeher, Fackelwanderungen und andere touristische Aktionen. Das Wild komme nicht mehr zur Ruhe. Der Vorsitzende des Jäger-Kreisgruppe, Josef Haiker fügte an, man dürfe nicht alles dem Tourismus opfern. Dieser Appell war auch an Landrat Siegfried Walch gerichtet, der dazu deutlich nickte. Weitere Themen waren die Jagd bei Nacht, die Zunahme der Wilderei und die zeitweise Aufhebung der Schonzeit. Stief sagte dazu, nur vier Prozent des Abschusses im Forstbetrieb Ruhpolding seien während der Aufhebung der Schonzeit erfolgt.
Weiteres Thema waren Leserbriefe, mit deren Inhalt man nicht einverstanden sein könne. Niemand wolle, wie immer wieder behauptet, das Wild ausrotten. Der im Januar in Ruhpolding gesichtete Wolf, der später auch mit einer Wildkamera in Berchtesgaden erfasst wurde, sei ein Durchzügler. Der Rotwildabschuss im Landkreis sei bei einem Soll von 367 Tieren zu über 85 Prozent erfüllt worden, beim Staatsforst sogar zu 91 Prozent. Nach wie vor keine Probleme stelle das Schwarzwild im Landkreis dar. Neun Wildschweine wurden letztes Jahr erlegt; in den beiden Jahren davor seien es jeweils 13 gewesen. Abschuss beim Rehwild wurde zu 99 Prozent erfüllt Martin Obermeier aus Tettenhausen ist der neue Jagdberater für Niederwild. Er informierte, das der Rehwildabschuss im Landkreis in den letzten Jahren (Soll 27547 Tiere) zu 99 Prozent erfüllt worden sei. In den nächsten Tagen werde bei der Unteren Naturschutzbehörde im Landratsamt der Abschussplan für die nächsten drei Jahre festgelegt. Letztes Jahr seien weniger Hasen geschossen worden. Dagegen gebe es Hoffnung, dass es beim Fasan besser werde. Rekordstrecken habe es bei Fuchs, Marder und Dachs gegeben. Obermeier führt das unter anderem darauf zurück, dass die Fallenjagd zunehme. Er verband das mit der Hoffnung, dass es beim Niederwild wieder aufwärts gehen möge.
Musikalisch umrahmt wurde die Hegeschau und die Jahresversammlung der Jäger von den Rupertiwinkler Jagdhornbläsern unter der Leitung von Günther Schroth.
Klaus Oberkandler